Hochwasserschutz: Stand der Dinge

2. November 2022 | Aktuelles

 Erftverband informiert über Instandhaltung und Pläne

  • Interkommunale Hochwasserschutzkooperation Erft: Retentionsraumanalyse beleuchtet zwei neue Standorte für Hochwasserrückhaltebecken in Schwerfen und Vussem
  • Instandsetzung des Hochwasserrückhaltebecken Horchheim geht voran
  • Kläranlage Erftstadt-Köttingen

 

28.10.2022, Bergheim

Interkommunale Hochwasserschutzkooperation Erft & Retentionsraumanalyse

Interkommunale Hochwasserschutzkooperation Erft ist seit der Unterzeichnung der Kooperationsvereinbarung Ende Juni 2022 um drei weitere Mitglieder gewachsen: Stadt Heimbach, Stadt Nideggen und Rhein-Sieg Kreis. Die den Kommunen bereitgestellten Musterförderanträge zur Erstellung kommunaler Hochwasserschutzkonzepte wurden bereits teilweise bei der Bezirksregierung Köln eingereicht. Im besten Falle wird zeitnah ein förderunschädlicher Maßnahmenbeginn ausgesprochen. Auch der Förderantrag des Erftverbandes wurde bereits eingereicht.

Im Rahmen der Untersuchungen zur Wirksamkeit neuer Hochwasserrückhaltebecken (HRB) wurden bereits zwei Standorte in den politischen Gremien vorgestellt. Hierbei handelt es sich um ein mögliches HRB oberhalb der Ortschaft Schwerfen am Rotbach (Stadt Zülpich), sowie um ein potenzielles HRB oberhalb der Ortschaft Vussem am Veybach (Stadt Mechernich). Beide Standorte konnten bereits mittels erster Untersuchungen im groben hydrologischen Modell ihre Wirksamkeit zeigen. Im nächsten Schritt werden die Restriktionen an diesen Standorten überprüft und ergänzende modelltechnische Detailuntersuchungen durchgeführt. Weitere Standorte, die aus der Retentionsraumanalyse gewonnen wurden, werden derzeit an verschiedenen Stellen in den Einzugsgebieten der Erft und ihren Nebengewässern systematisch modelltechnisch betrachtet.

Hochwasserrückhaltebecken Horchheim

Im Jahr 1984 erbaut, dient das Hochwasserrückhaltebecken Horchheim dem Schutz der Ortschaften Weilerswist und Erftstadt vor Hochwasser. Bis zu 1.376.000 Kubikmeter Wasser kann hier gespeichert werden. Während der Hochwasserkatastrophe in der Nacht vom 14. auf den 15. Juli wurde das Becken von den Wassermassen überströmt. Das Hochwasser hat das Hochwasserrückhaltebecken samt den dazugehörigen Anlagenteilen wie zum Beispiel die Pegel deutlich beschädigt. Vor allem die Steuerwarte ist stark zerstört. Das Becken ist seitdem von der Bezirksregierung außer Betrieb gesetzt.

Kurz nach der Flut wurde der Damm im Bereich der offensichtlichen Erosionsschäden mit Hilfe von Wasserbausteinen provisorisch gestützt. Die anschließenden Standsicherheitsuntersuchungen zeigten, dass der restliche Teil des Dammes die Überströmung schadlos überstanden hat. Damit bei zukünftigen Extremereignissen Beschädigungen im Bereich des Durchlassbauwerks ausgeschlossen werden können, wird hinter dem Damm nun ein Tosbecken errichtet.

Die dafür notwendigen aufwendigen hydraulischen Berechnungen mussten vor Vergabe der Bauarbeiten mit der Aufsichtsbehörde abgestimmt werden. Um weitere Verzögerungen zu vermeiden werden die Arbeiten zur Instandsetzung des Dammes nun in zwei Bauabschnitte geteilt:

  • Bau eines provisorischen Tosbeckens mittels Spundwänden
  • Fertigstellung des Tosbeckens (Betonsohle) sowie Wiederherstellung des Dammes, des Pegels und der Wege.

Die Spundwandarbeiten wurden im Oktober an eine Baufirma vergeben. Trotz der schlechten Verfügbarkeit von Stahl können die Arbeiten Mitte November beginnen. So können nach Fertigstellung des ersten Bauabschnitts zirka zwei Drittel des regulären Beckenvolumens für den Hochwasserrückhalt genutzt werden können. Die für die Steuerung des Beckens notwendigen Hydraulikzylinder wurden in diesem Sommer repariert und wieder eingebaut.

Die elektronische Instandsetzung der Steuerwarte kann unabhängig davon erfolgen. Zusätzlich werden auch die Hydraulikzylinder zum Heben und Senken der Segmentwehre Instand gesetzt. Schwierigkeiten und Verzögerungen bereitet fortwährend teilweise sehr schlechte Verfügbarkeit von elektronischen Bauteilen.

Kläranlage Erftstadt-Köttingen

Die Kläranlage Erftstadt-Köttingen wurde in der Hochwasserkatastrophe stark beschädigt. Das Schadensbild umfasste weite Teile der maschinentechnischen Ausrüstung sowie bauliche Anlagenteile. Die Prozesse der mechanisch-biologischen Abwasserreinigung konnten mittels Leihaggregate, etlichen Provisorien und des großen Einsatzes des Betriebspersonals bereits nach wenigen Tagen wieder in Betrieb genommen werden.

Einige Hochbauten und sämtliche Anlagenteile der Schlammbehandlung wurden so stark in Mitleidenschaft gezogen, dass diese neu geplant und errichtet werden müssen. Anfang März 2022 wurden die Unterlagen zur Erteilung einer wasserrechtlichen Genehmigung bei der zuständigen Behörde eingereicht. Die entsprechende Genehmigung wird zeitnah erwartet. Die Inbetriebnahme der Schlammbehandlung (inklusive der energetischen Klärgasnutzung) ist zum Ende des Sommers 2023 vorgesehen. Derzeit werden die notwendigen Demontagearbeiten und Betoninstandsetzungsarbeiten ausgeführt. Im Anschluss daran finden die Arbeiten zur Wiederinbetriebnahme der Schlammfaulung statt. Die hierzu erforderlichen Arbeiten sind vergeben.

Die aktuelle Marksituation ist die derzeit größte Herausforderung, da für einige Arbeiten kein Angebot auf die öffentliche Ausschreibung einging. Auch hier stellt die schlechte Verfügbarkeit von elektronischen Bauteilen eine weitere Herausforderung bei der Projektabwicklung dar.  Die Arbeiten zur Beseitigung der Hochwasserschäden am Standort der Kläranlage Erftstadt-Köttingen werden nach derzeitigen Planungsstand bis Mitte 2025 andauern. Die Herstellungskosten belaufen sich auf insgesamt 14,8 Mio. €. Die hochwasserbedingten Kosten sind versichert. Kosten, die über die Deckungssumme der Versicherung hinausgehen, werden bei der Hochwasserhilfe des Landes geltend gemacht.

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